Internationale Fachmesse für Kachelöfen und Keramik in Wels bringt die Branche zusammen
Wels, Jänner 2023 – Der diesjährige Gewinner der „VEUKO Europameisterschaft im Kachelofenbau“ ist Jannik Schebesta/Deutschland. Die weiteren Preisträger: Platz 2 Silvan Ulrich (CH), Platz 3 Pavel Knop (CZ)und 4 Platz Igor Hlava (SK) und Gergely Daniel Fekete (H).Bewertet wurden die Arbeiten von einer internationalen Fachjury. Die Europameisterschaft im Kachelofenbau findet alle vier Jahre auf der „Internationalen Fachmesse für Kachelöfen und Keramik“ in Wels statt, bei der sich heuer vom 25. Jänner bis 26. Jänner namhafte Experten zu einem Get-together trafen.
Bestandsaufnahme der Branche
„Die Europameisterschaft im Kachelofenbau ist eine internationale Bestandsaufnahme der Branche und vergleicht die Fähigkeiten der Handwerker“, erklärt DI Dr. Thomas Schiffert, Geschäftsführer Österreichischer Kachelofenverband. In der VEUKO sind aus 15 Ländern insgesamt 15 Berufsverbände vertreten, nämlich aus Estland, Frankreich, Italien, Litauen, Luxemburg, Moldau, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Südtirol, Tschechien und Ungarn. Aufgaben des Dachverbands sind die regelmäßige Information und Herausgabe von Publikationen über aktuelle verbandliche, werbliche und berufsspezifische Begebenheiten, die Koordination von Wissensaustausch im beruflichen und technischen Bereich, die gemeinsame Bearbeitung von zukunftsbezogenen Aufgaben.
Ein Drittel der Österreicher*innen bevorzugt Kachelofen
„Für 27,2 % der Österreicher*innen ist der Kachelofen das angenehmste bzw. bevorzugte Heizungssystem (Mehrfachnennungen möglich), nur PV-Anlagen werden von mehr Befragten (32,2 %) häufiger als angenehmer empfunden“, erläutert Schiffert. „Damit zählt der Kachelofen zu den beliebtesten Heizformen in Österreich. Nachvollziehbar: Fossile Heizsysteme wie Gas oder Öl oder teure wie Strom, werden wenig nachgefragt. Auffallend ist, dass sogar 47,5 % der Nutzer von PV-Anlagen und 29,8 % von Wärmepumpen die Behaglichkeit eines Kachelofens schätzen. Anerkannt wird die Behaglichkeit eines Kachelofens aber auch von den Nutzern von Gas (30,3 %), Öl (32,1 %), Strom (26,1 %), Fernwärme (24,3 %) sowie Pellets (26,1 %). So ist 2022 die Nachfrage nach Kachelöfen um 50 % gestiegen – auch aufgrund Covid-19 und der Ukraine-Krise. Allein während der Covid-Pandemie ist die Nachfrage nach Kachelöfen zuvor bereits um rund 30 % gewachsen.
„Ein wesentliches Argument für den Kauf eines Kachelofens sind die weit geringeren Energiekosten. Der aktuelle Heizkostenvergleich des Österreichischen Kachelofenverbands zeigt, wie dramatisch sich die Ausgaben für das Heizen seit letztem Jahr erhöht haben. Zudem hat sich die Kostendifferenz anderer Heizsysteme vergrößert. Die Folgen des Ukrainekrieges und dessen Auswirkungen auf die Heizkosten beschäftigen gegenwärtig alle Teile der Bevölkerung. Brennholz als Brennstoff ist nicht nur eine heimische Alternative, sondern vor allem die kostengünstigste. Ein beispielhaftes Einfamilienhaus (mit 200 m² Fläche und einem Verbrauch von 100 kWh/(m² x Jahr)) kommt so auf Heizkosten von nur € 1.232,- pro Jahr. Die Kosten für österreichisches Brennholz haben sich damit seit Herbst letzten Jahres in etwa um € 300,- (ca. + 35 %) erhöht. Erdgasheizer müssen im Vergleich zum Vorjahr € 3.438,- mehr bezahlen, nämlich € 4.688,-. Das ist eine Steigerung von gewaltigen 275 %. Für Heizölheizer betragen die Kosten € 2.903,- (+ 68 %).
Bewusstsein beim Gesetzgeber noch gering
„Dennoch ist beim Gesetzgeber das Bewusstsein zum Kachelofen gering ausgeprägt“, verweist Schiffert. Auch habe sich noch nicht herumgesprochen, dass Scheitholz im Vergleich zu Strom, Gas, Öl oder Pellets noch immer die kostengünstige Energiequelle ist. Verhindert wird der Kachelofenbau aber auch oftmals vom Gesetzgeber direkt. „Seit 2012 gibt es die Anforderung in den Bauordnungen nicht mehr, dass jede Wohneinheit einen Rauchfang haben muss, womit zumindest ein Wohnraum mit festen Brennstoffen beheizt werden kann“, verdeutlicht Schiffert. „Dies wurde mit den geringeren Baukosten begründet und ist vor allem im mehrgeschoßigen Wohnbau ein Problem“. Aktuell findet gerade die Überarbeitung der OIB-Richtlinien statt und der Kachelofenverband fordert (wie auch z. B. die Rauchfangkehrer*innen) die Wiedereinführung dieser Anforderung, zumal gerade in Krisenzeiten ein Kachelofen eine Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ermöglicht.
Wertschöpfung in Österreich
Derzeit finden sich in Österreich rund 450.000 Kachelöfen, dies entspricht 13 % der österreichischen Haushalte und einer installierten Leistung von 2.000 MW. (1 Megawatt sind 1 Million Watt.) Zum Vergleich, die Google-Rechenzentren benötigen weltweit rund 260 MW. Der jährliche Zuwachs an Kachelöfen in Österreich beträgt ca. 10.000 Stück. Das kurzfristige Potential bei Kachelöfen liegt bei rund 12.000 bis 15.000 Kachelöfen pro Jahr. Preislich gibt es Kachelöfen ab € 9.000 zu erstehen, im Durchschnitt bezahlen heimische Käufer*innen € 15.000 bis € 18.000. „Dies entspricht einem Neuerrichtungswert bei heimischen Kachelöfen von rund € 180 Mio.“, erläutert Schiffert.
Weitverbreiteter Irrtum
„Offensichtlich sind viele Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger noch nicht am neuesten Stand der technischen Entwicklung bei Kachelöfen“, analysiert Schiffert. „Beispielsweise haben sich in den vergangenen 20 Jahren die Emissionswerte der österreichischen Kachelöfen um 85 % reduziert. Denn moderne, handwerklich gesetzte Kachelöfen erzeugen praktisch keinen Feinstaub und sind mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Der Grund dafür liegt in der Verbrennungsoptimierung. Gemeinsame Messungen des Kachelofenverbandes mit dem Österreichischen Institut für Baubiologie (IBO) zur Feinstaubkonzentration in Wohnräumen bei Kachelöfen ergaben, während der Heizphase einen Feinstaubmesswert von 13 – 26 µg/m³ und sind damit unbedenklich und durch den Luftwechsel sogar geringer als vor dem Einheizen. Die WHO empfiehlt 50 µg/m³ als Tagesmittelwert. Kachelöfen werden in Österreich fast ausschließlich mit dem UmweltPlus Brennraum gebaut, der die strengen Emissionsgrenzwerte sogar deutlich unterschreitet. Durch die Verwendung von heimischem Holz funktioniert der Kachelofen CO2-neutral. Das Holz wächst sozusagen vor der Haustüre in Österreich. Ein m3 Holz erzeugt in der Verbrennung eine Tonne CO2, das wiederum für das Wachstum von Holz notwendig ist.