Der Kachelofen im Passivhaus: Besser als sein Ruf

Wien, am 6. November 2017._ Wenn es um die Entscheidung für die richtige Heizung geht, ranken sich viele Mythen. Wärmepumpen liegen im Trend, Solarenergie wird gefördert und Heizen mit Öl gilt als verpönt. Bei vielen neu errichteten Passiv- und Niedrigenergiehäusern wird ein traditionelles Heizgerät aus Angst vor Überhitzung fälschlicherweise oft gar nicht berücksichtigt: Der Kachelofen. Dass ein Kachelofen im Passivhaus möglich und sogar sinnvoll ist, erfahren Sie hier.

Häuslbauer stehen oft vor der Qual der Wahl. Heizen ist bekanntlich teuer, doch welche Heizform ist die richtige und am effizientesten?

Zunächst benötigt jedes neu errichtete Haus vor Baubeginn einen Energieausweis. Er ist der Typenschein jedes Gebäudes und gibt an, ähnlich wie beim Spritverbrauch eines Autos, welchen Energiebedarf ein Haus hat. Je niedriger die Energiekennzahl, desto niedriger ist der Heizwärmebedarf.

Das Passivhaus hat eine Energiekennzahl (Heizwärmebedarf) kleiner als 10 kWh/m²a. Dieser niedrige Wert wird über eine ausreichende Dämmung, Vermeidung von Wärmebrücken und mittels kontrollierter Wohnraumlüftung erreicht. Ein Passivhaus besitzt in vielen Fällen keine Heizung mehr. Die erforderliche Wärme wird über die inneren Wärmegewinne, wie beim Kochen, Duschen, oder durch Elektrogeräte, passiv erzeugt.

Das Bauunternehmen Rhomberg Bau hat in einer Studie festgestellt, dass das Nutzerverhalten den tatsächlichen Energieverbrauch im Passivhaus stark beeinflusst. So lüften viele Bewohner trotz Wohnraumlüftung und öffnen die Fenster. Und: Da es keine Heizkörper oder Öfen im Haus gibt, vermissen viele eine spürbare Wärmequelle, an der sie sich nach einem Outdoor-Wintertag anlehnen und aufwärmen können. Das führt dazu, dass häufig mit Elektrostrahlern nachgeheizt wird, was die eigentliche Heizkostenersparnis durch das Passivhaus schnell zunichte macht.

Der Kachelofen passt sich an

In diesem Fall ist ein – auf die Gegebenheiten angepasster – Kachelofen ideal. Schließlich ist er das einzige Heizgerät, das, ähnlich der Sonnenstrahlung, kontinuierlich den Raum und nicht die Luft erhitzt. So trocknet die Raumluft nicht aus und es bewegt sich nur wenig Staub im Raum. Daher ist der Kachelofen die ideale Wärme, auch für Allergiker.

Um im Passivhaus zu bestehen, wird der Kachelofen im gut gedämmten Gebäude an den deutlich niedrigeren Wärmebedarf angepasst. Dies kann durch Kachelöfen mit geringer Leistung erreicht werden. Sogenannte Kleinkachelöfen funktionieren mit geringerer Holzmenge. In Kombination mit einer Wohnräumlüftung wird ein Teil der Kachelofenwärme über das Lüftungssystem gleichmäßig im Passivhaus verteilt.

Kombi mit Wärmepumpe

Außerdem ist ein Kachelofen auch in Kombination mit einer Wärmepumpe möglich. Eine Wärmepumpe, die Luft als Wärmequelle nutzt, benötigt mehr elektrischen Strom, wenn es draußen sehr kalt ist. Damit Hausbesitzer auch an diesen kalten Tagen eine angenehme Wärme verspüren und die Stromkosten niedrig bleiben, bietet sich die Wärme aus dem Kachelofen an. Die Räume, die an den Kachelofen grenzen, werden von diesem beheizt, alle anderen Räume über das Verteilungssystem der Wärmepumpe. Alternativ kann der Kachelofen als Ganzhausheizung oder als Hauptheizung mit Elektrostrahlern als Ergänzung ein ganzes Passivhaus heizen.

Ohne Rauchfang geht’s nicht

Ein Kachelofen benötigt einen ausreichend dimensionierten Rauchfang mit einem Durchmesser von 16 cm bei geringen Ofenleistungen bis hin zu 20 cm bei höheren Leistungen. Wichtig ist, dass auch die Masse des Kachelofens bei der Statik der Aufstellungsfläche berücksichtigt wird: Denn das Heizgerät ist mehrere hundert Kilo schwer. Und besonders entfaltet ein Kachelofen seine Wärmequalität, wenn er möglichst zentral im Gebäude platziert wird. Kachelöfen in Gebäuden müssen außerdem über eine externe Verbrennungsluftversorgung verfügen. Dafür gibt es heute viele erprobte Lösungen, zum Beispiel über einen Versorgungsschacht im Rauchfang oder über Leitungen im Fußbodenaufbau.

Sind alle diese Voraussetzungen bei Planung und Technik geschaffen, kommen die Hausbewohner in den Genuss der Vorzüge, die den Kachelofen seit Jahrhunderten so beliebt gemacht haben: Umweltschonendes und kostengünstiges Heizen mit Holz, gesundes Raumklima, Sicherheit bei Stromausfällen und Unabhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland.

Damit Bewohner von Niedrigenergie- und Passivhäusern die optimale Heizungskombination genießen können, ist es wichtig, dass alle Profis – vom Baumeister über den Rauchfangkehrer bis hin zum Hafner – frühzeitig miteinander in Kontakt treten. Dabei erfolgt auch die Abstimmung der Haustechnik, wie Wohnraumlüftung oder Rauchfang.

Eine Liste mit Österreichs Hafnerbetrieben in Ihrer Nähe finden Sie hier: www.kachelofenverband.at

Kachelkamin (c) Hagos
Kachelkamin (c) Hagos
Kleinkachelofen rot (c) WOK
Kleinkachelofen rot (c) WOK
Kachelofen (c) Sommerhuber
Kachelofen (c) Sommerhuber
Kleinkachelofen rot (c) WOK